Der BCC on Tour: Abenteuer Arktis – Spitzbergen

Ende des Jahres 2013 rief mich Rene, DL2JRM an. Wir kannten uns bisher nur über die Kurzwelle. Er fragte mich ganz spontan ob ich Lust auf eine DXpedition in die Arktis hätte, genauer gesagt nach Svalbard JW. Ich war etwas überrascht, da ich gerade erst aus SV8 zurück war. Aber wir das so ist – auf so ein Frage gibts spontan erst einmal auch nur eine Antwort: “ Klar, ich bin dabei – wann geht es los?“ – „12.-29.2. und Andreas, DL5CW ist auch mit dabei!“

Die Flüge wurden schnell gebucht. Gefunkt werden sollte von JW5E aus. René steckte mir irgendwann noch, dass wir in JW am ARRL CW Contest teilnehmen wollen (schließlich sind wir ja alle Mitglieder in einem Contestclub!). Im Contest wollten wir als M/S-Team unter JW/DL5CW qrv werden, ansonsten als JW/homecall. 

Das neue Jahr begann, unsere DXpedition rückte immer näher. Mir fiel auf, dass man sicherlich nicht ohne richtigem Wetterschutz nach Spitzbergen fahren sollte. Es war immerhin Polarnacht und laut Internet im Februar eine Durchschnittstemperatur von -19°C angesagt! Da bei uns ja der Winter quasi ausgefallen war, hatte ich bis dato keinen Bedarf an richtiger Winterkleidung. Letztendlich war es zwar nicht ganz so extrem kalt, aber am letzten Tag fielen die Temperaturen auf -12°C, so dass ich über meine klamottentechnische Vorbereitung schon froh war.

Beim Treffen in Linden trafen wir uns, so dass nun endlich alles besprochen werden konnte. Der Plan war grob gesagt folgender: Kein Reisegepäck, nur Handgepäck ( 10kg + Laptop ). Rene kannte sich ja aus, er war schließlich schon zweimal dort gewesen. Funkbetrieb sollte in CW und RTTY erfolgen. Bei der Gelegenheit möchte anmerken, dass dies meine erste ernsthafte CW DXpedition werden sollte. Ich habe zwar mit 13 Jahren die Lizenz gemacht, bin aber erst seit 2012 aktiver Telegrafist. Was ich persönlich bei unserer kleinen Truppe als großen Vorteil empfand war die Tatsache, dass ich mit Andreas (DL5CW, u.a. Mitglied der Clipperton Expedition TX5K) und René (DL2JRM) zwei sehr erfahrene DXpeditionäre als „Lehrer“ an meiner Seite hatte. Ich bin sehr froh, dass ich diese Möglichkeit bekommen habe….

Funken und Leben 1300km südlich vom Nordpol…

Funken aus JW ist kaum zu vergleichen mit dem Betrieb aus unseren Breiten. Ich war überrascht, dass das 30m-Band quasi 24h am Tag brauchbar ist. Mehrere Stunden Grayline machten es zu einem Genuss, auf diesem Band zu funken: Nach W ging es zur selben Zeit wie nach JA. Auf den oberen Bändern sah die Sache schon wieder anders aus. Relativ späte Öffnung bzw. gar keine Öffnung auf 10m und 12m.Wir hatten die ersten Tage mit den richtiges Glück – die Bedingungen spielten mit, die Pileups stimmten und das Team kam super miteinander aus. Beste Vorraussetzung für eine erfolgreiche Expedition.

Die Lowbands waren die ersten beiden Tage hervorragend, 80m und 40m gingen sehr gut nach Japan, USA und nach Europa. Die üblichen Verdächtigen auf 80m waren schnell gefunden – der BCC ist schließlich überall. Stellvertretend Danke an DJ0MDR und DL7ON – die beiden fallen mir spontan ein. Auch unser Präsident beehrte mich auf 30m in CW – Danke Ben. Natürlich waren es noch viel mehr BCCler die uns gefunkt haben. Das Pileup auf 80m war für mich erschreckend. Sehr leise und gescatterte CW Signale. Auf 20m erlebte ich eine Überraschung: Mitten in der Nacht ging 20m nach USA Westküste auf, teilweise auch via Longpath, knüppel dicke Signale aus Kalifornien, Washington etc. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich schwenkte auf SSB um und es war Wahnsinn, Raten jenseits der 250er Marke – so machen Pileups Spaß! Selbst Andreas, ein erfahrener OM war beeindruckt von den Ausbreitungsbedingungen in Svalbard. Es war kurz gesagt eine echte Erfahrung für uns.

Das Shack von JW5E ist relativ gut ausgestattet. Ich funkte mit einem TS870 und 100 Watt. Das war ok, denn ich war ja DX und musste nicht zwingend laut sein. Andreas funkte mit einem FT1000MP und einer kleinen PA. Rene hatte seinen FT857 mitgenommen, um damit RTTY zu machen. Das gute bei JW5E ist, dass genügend Platz im Funkraum ist und von jedem Platz aus die benötigte Antenne zuschaltbar war. So gab es keinen Kabelsalat und die Übersicht blieb erhalten. Dank Bandfilter konnten wir auf drei Bändern gleichzeitig funken.

Wie manch andere Funker auch, waren wir auch in „social Networks“ aktiv und hatten auf diesem Wege Kontakt mit Felix, DL5XL der gerade unter DP1POL QRV war. Kurzer Hand machten wir einen Sked auf 30m aus. Andreas stellte den TRX auf 30m ein und wir lauschten auf irgendein Signal von der Antartktis – und plötzlich hörten wir Felix in CW CQ rufen. Erster Anruf JW/DL5CW – es klappte, nach einem kurzen Schwatz PSE QRX, Rene übernahm die Taste, inzwischen hatte Felix durch seinen CQ Ruf einige Skimmer angesprochen, das Pileup begann – noch einmal schickte Rene QRX raus und endlich konnte auch ich mit Felix Funken, ich hielt es kurz – „de JW/DL6JF Felix ur RST 5nn tnx QSO 73 de Felix“. Egal – es war toll! Einige andere Highlights waren für uns auch, dass RI1ANT und RI1ANP auf 40m und 30m anriefen. Mir fiel dabei auf, dass JW auf den Lowbands sehr gefragt ist, so dass ich schon anfing zu überlegen, ob man nicht mal am CQWW 160m CW mitmachen sollte.

CQ Contest de JW/DL5CW…

Am Abend des 14.02. wurde es endlich Zeit für den ARRL CW Contest. Wir einigten uns schnell, wer in der Nacht 0100z beginnt…. ja genau: der jüngste im Bunde, ich! Ich versuchte, auf 40m Running anzufangen, was sich leider als recht sinnlos erwies. Starke Aurora Signale waren da und die OM in den USA waren auch nicht sonderlich laut um diese Uhrzeit. Ich drehte übers Band und versuchte mich mit S&P. Ich wurde gehört, aber irgendwie wollte dieses JW/DL5CW nicht in den Köpfen der US Amerikaner. Teilweise wurde ich ignoriert, teilweise wurde ich falsch geloggt, aber es gab auch Überraschungen: Da wurde eben mal ein Contest QSO nicht nur mit 5nn 400 gefahren, sondern auch der Name durchgegeben und ein nettes „TNX dear Felix“. Früh um vier hatte ich keine Lust mehr, 100 QSO´s waren nicht der Brüller. Andreas (DL5CW) übernahm – mit größeren Erfolgen als ich. Am Morgen standen 300 QSO`s im Log. Wir machten dann mit den drei Stationen so weiter, dass einer im Contest rief und die anderen beiden „normale“ PileUps abarbeiteten.

Am letzten Contest Abend erlebte ich erneut eine spontane Öffnung nachts auf 20m. Das Pileup war gewaltig, Rene musste übernehmen. Er drehte den CW Regler auf Anschlag 37 WpM, ich war fasziniert von so einer Betriebstechnik. Überraschend war, dass Rene funkte und sich mit mir nebenbei noch unterhielt. Er meinte nur, Autofahren lernt man auch erst durch Autofahren selber.

Leider waren uns nicht alle acht Tage mit besten CONDX vergönnt, die letzten beiden Tage waren ernüchternd. Keine bzw. fast keine Ausbreitung der Kurzwelle, vereinzelt leise Signale auf 20m und 30m nach UA. Starkes QRL – die Signale kamen und verschwanden in einem Bruchteil von Sekunden. Vernünftiges Funken war nicht möglich. So beschlossen wir, den Ort bzw. die Hauptstadt von JW – Longyearbyen – zu erkunden. Auch wenn wir hier am A… der Welt sind und die Stadt sehr klein ist, bietet Longyearbyen alles, was da Herz begehrt: Supermarkt, Apotheke, Krankenhaus, ja sogar ein Thailändisches Restaurant gab. Dort sollte man übrigens unbedingt einkehren, denn wer kann schon von sich sagen, dass er beim nördlichst gelegenen Thailänder der Welt essen war?

Aurora ohne Polarlichter?

Zum Ende unserer Dxpedition lag der A-Index bei über 40 und der K-Index bei 6 – es ging also im wahrsten Sinne des Wortes nichts. Also wurden die Solardaten gecheckt und uns war klar, wieso auf Kurzwelle nichts ging – ein Flare! Vor der DXpedition meinte ich zu Rene, dass ich unbedingt Polarlichter sehen will, wenn ich schon mal so hoch im Norden bin. Rene meinte damals zu mir: „Willst du mit Sicherheit nicht!“ Jetzt war mir das auch klar…. Polarlichter müssten über uns gewesen sein, allerdings war es während unseres Aufenthaltes fast immer bewölkt, so dass wir keine Chance hatten, den „Funkerfeind“ Aurora Borealis zu sehen. Selbst ein kleiner Ausflug mit Harald (JW7XM) brachte keine „Besserung“. Er hatte uns spontan eingeladen und zeigte uns ein paar Ecken von JW. Gemeinsam ging ein gemütlicher Abend in Spitzbergen zu Ende. Sporadische Aktivität in dieser Nacht wurde nicht belohnt, keinerlei Ausbreitung.

AWDS JW…

Der 19.2.14 war der letzte Tag unserer Expedition, mit rund 14.000 QSOs im Log verließen wir Longyearbyen am Vormittag gen Oslo. Durch Verzögerungen beim Start in JW hatten wir einige Sorgen um unseren Anschlussflug von LA nach DL. René starrte die ganze Zeit auf sein Handy und hoffte, endlich die Check-In Daten via SMS zu bekommen. Es wurde sehr knapp: Wir landeten in LA und hatten genau noch 15 Minuten Zeit, um den Flieger zu verlassen und unsere Boing Richtung Berlin Tegel zu besteigen. Eiliges Aussteigen und ja fast schon marathontaugliches laufen brachte uns zum „fast Security Check“ – wir warfen unser Handgepäck aufs Band, was wir natürlich zum xten mal auf unserer Reise öffnen mussten. Ich rannte zum Check in und erklärte der netten Dame, dass wir etwas spät sind aber wir gerade im Security Check seien. Angeblich hätten wir gar nicht zum Security Check gemusst, egal: Wir waren die letzten, die den Flieger bestiegen. Zwei Minuten später wurden die Bremsen gelöst und der Flieger fuhr zum Startfeld Richtung Berlin Tegel. Wir landeten gegen 2100z in Berlin. Andreas war damit quasi schon zu Hause,Rene musste zurück nach Chemnitz und ich nach Dresden. Im Bus holten wir erstmal den nötigen Schlaf nach.

Fazit….

Diese DXpedition hat mir gezeigt, wie es auf der anderen Seite des PileUps aussieht. Ein PileUp von der Polposition zu haben, war eine richtig neue Erfahrung für mich. Kaum zu vergleichen mit 9H oder SV8. Rene versprach, dass die Expedition „low cost“ ist und dem war auch so! Für unter 900 € bekommt man eine Urlaubswoche mit richtig tollen Erfahrungen und PileUps ( solange die ConDX mitspielen 😉 )

Eines ist für mich klar – das will ich wiederholen. Mal schauen, wo es das nächste Mal hingeht.
Felix, DL6JF

Hier noch unser Ergebnis vom ARRL und Fotos:

Contest : ARRL International DX Contest
Callsign : JW/DL5CW
Mode : CW
Category : Multi Operator - Single Transmitter (MS)
Band(s) : All bands (AB)
Class : High Power (HP)
Zone/State/... : 400
Locator : JQ78TF
Operating time : 13h51

BAND QSO S/P DUP POINTS AVG
----------------------------------
160 0 0 0 0 0.00
80 1 1 0 3 3.00
40 249 48 3 744 2.99
20 464 55 9 1389 2.99
15 0 0 0 0 0.00
10 18 13 0 54 3.00
----------------------------------
TOTAL 732 117 12 2190 2.99
==================================
TOTAL SCORE : 256 230

Dupes are not included in QSO counts neither avg calculations
Operators : DL2JRM, DL5CW, DL6JF

Artikel mit Diashow!  JW 2014

Noch ein Hinweis: Es gibt je Rufzeichen eigene QSL-Karten. Die sind gerade in Druck und voraussichtlich Anfang April da. LotW wird auch demnächst noch bestückt….

Der BCC on Tour: Abenteuer Arktis – Spitzbergen