CQ RYRY de 3V8BCC

Für das Jahr 2014 hatten wir uns vorgenommen mal von einem seltenen Land im CQ WW RTTY zu funken. Wir – das waren Luise, DL2MLU, Simon, DJ4MZ, Wolfgang, DK7MCX und ich. Viele Jahre lang hatten wir von DQ4W aus recht erfolgreich an diesem Contest teilgenommen.

Nach einer längeren Auswahlphase kamen wir schließlich auf Tunesien und nahmen Kontakt mit Ashraf, KF5EYY auf. Der stand der Sache recht positiv gegeüber, weil er – wie er uns schrieb – bisher mit deutschen Funkamateuren nur gute Erfahrungen gemacht habe.

Gesagt – getan, machten wir uns am 20. September 2014 auf die Reise, im Gepäck microHAM-Controller, zwei BCC-Bandfilter (W3NQN-Design) und Ersatzteile für den leicht angeschlagenen Spiderbeam an der Clubstation 3V8SS in Sousse. Geplant waren 10 Tage Urlaub und 4 Tage Amateurfunk – also keine Funk-Expedition sondern mehr ein Urlaubsaufenthalt mit Funkeinlage.

Zunächst hatte es so ausgesehen, dass wir von der Clubstation 3V8BB in Tunis aus starten könnten. Aber aufgrund eines Personalwechsels an dem Insititut war das dann doch nicht möglich. So wurde kurzfristig umdisponiert und wir wurden eingeladen, von der Station 3V8SS der Pfadfinder in Sousse, etwa 150 km südlich von Tunis, zu funken.

Bei der Einreise wurde der Zoll auf unsere mitgebrachten Geräte aufmerksam. Nach längerer Diskussion, mit Unterstützung durch Jean, F5PUT, und trotz des vorgelegten Schreibens von Ashraf mussten wir die Bandfilter und die Spiderbeam-Ersatzteile zunächst am Zoll zurücklassen. Dazu muss man wissen, dass Amateurfunk in Tunesien noch in den Anfängen steckt. Es gibt keine klaren Regelungen, keine Individuallizenzen, keine Prüfungen für Funkamateure – entsprechend wenig ist bei den Behörden dazu bekannt. Zudem ist man aufgrund der allgemein angespannten Sicherheitslage vorsichtig.

Nach den ersten Tagen Erholung standen am Donnerstag an der Antennenanlage von 3V8SS Reparaturarbeiten an. Diese war von Wind und Wetter etwas mitgenommen. Es gelang uns mit viel Beredsamkeit die Antennenersatzteile aus dem Zoll zu bekommen, die Bandfilter mussten wir aber erneut zurück lassen. So konnten wir aber wenigstens die Vertikalantenne für 80 und 160m sowie den Spiderbeam, den das 3V3S-Team im Jahr 2009 dort zurückgelassen hatte, in der Heavy-Duty-Version wieder neu aufbauen. Es war schon ein besonderes Erlebnis, in der abendlichen Dämmerung auf dem Dach der Clubstation zu stehen und zum Gebetsruf vieler Muezzin aus den umliegenden Moscheen Antennenteile zu montieren.

Nach einer kurzen, offziellen Zeremonie, in der wir uns für die Einladung herzlich bedankten und einen BCC-Wimpel übergaben, verabredeten wir, den RTTY-Funkbetrieb jeweils in zweier-Teams in 8-Stunden-Schichten durchzuführen. Mangels Bandfilter entschieden wir uns für die Teilnahmeklasse Multi-Single/Low Power – wir wollten auf keinen Fall Schäden an dem vorhandenen Equipment verursachen. Ali (F4HJD) und Ahmed (Chef-OP von 3V8CB), unsere beiden jungen Begleiter, funkten noch bis spät in die Nacht hinein in SSB weiter und waren sehr interessiert an dem nun folgenden RTTY-Betrieb.

Der Contest begann zunächst etwas zäh, da nur 40 und 80 m offen waren und wir die Lautstärke unserer Low Band Signale nicht richtig einschätzen können. Dennoch gelang es Team A in den ersten 8 Stunden bereits über 400 QSOs zu loggen und gegen 08:00z, als Team B übernahm, stand der QSO-Zähler bereits bei 474.

Mit dem IC-706 MK2 gab es stellenweise Probleme, er schaltete sich sporadisch ab, wenn man auf Sendung ging. Wir führten das zunächst auf die Temperatur zurück, stellten einen zusätzlichen Lüfter auf, reduzierten die Ausgangsleistung auf 60 Watt, später 40 Watt, wechselten Netzteil, Kabel – aber das Problem blieb bestehen. Im Verlauf des Contests wurde schließlich das Ersatzgerät, ein IC-706, zum Einsatz gebracht, aber mit ihm war nur High Tones Betrieb (2125/2295 Hz – klingelt in den Ohren!) möglich und es stand nur ein 500-Hz-Filter (statt 350 Hz) zur Verfügung.

Bei näherer Untersuchung schien die Ursache ein verkohlter Kontakt an dem 12 Volt Stromversorgungskabel zu sein. Notdürftig wurde versucht, das Kabel zu reparieren, aber viel konnte man nicht machen. Am Sonntag bauten wir mehrmals die Station um, da das Problem nun häufiger auftrat, aber es verfolgte uns bis zum Contestende.

Die Operateure ließen sich derweil nicht aus der Ruhe bringen und fuhren ein QSO nach dem anderen und erreichten QSO Nr. 1000 um 1600z und QSO Nr. 2000 gegen 1200z am Sonntagmittag. Auf 15m, 20m und 40m lief es wie am Schnürchen – 10m wollte sich nicht so recht öffnen und auf 80m war es angesichts unserer geringen Ausgangsleistung etwas schwierig ein Pile-up am Laufen zu halten.

Unsere tunesischen Funkfreunde ließen sich auch ein wenig auf RTTY Betrieb ein, aber insgesamt lief es ihnen zu langsam. SSB und CW machte ihnen mehr Spaß, aber dennoch fuhren sie ein paar zig QSOs in RTTY und lernten dabei von uns ein paar Tricks und Feinheiten von RTTY kennen.

Zum Contestende lagen wir bei knapp 2500 QSOs und 3.6 Mio Punkten – ein gutes Ergebnis angesichts der diversen Widrigkeiten! ES9C hatte uns mit etwas mehr als 1 Mio Punkten natürlich abgehängt, aber wir sahen es gelassen. Immerhin haben wir den Afrika-Rekord in der Teilnahmeklasse Multi/Single Low Power um 3 Mio Punkte angehoben!

Contest : CQ World Wide DX Contest
Callsign : 3V8BCC
Mode : RTTY
Category : Multi Operator - Single Transmitter (MS)
Overlay : ---
Band(s) : All bands (AB)
Class : Low Power (LP)
Zone/State/... : 33
Locator : JM55HU
Operating time : 46h51

BAND   QSO  CQ DXC DUP S/P  POINTS   AVG
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80   146   4  37   4   0     436  2.99
40   491  15  58   3  23    1468  2.99
20   739  20  64   7  33    2211  2.99
15   805  23  75   6  38    2406  2.99
10   292  25  57   2  18     867  2.97
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TOTAL  2473  87 291  22 112    7388  2.99
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TOTAL SCORE : 3 620 120

Operators : KF5EYY, DL6RAI, DL2MLU, F4HJD, DK7MCX, DJ4MZ, F5PUT, 3V8CB

Es hat uns allen viel Spaß gemacht und wir hoffen, dass wir irgendwann einmal wiederkommen können. Die internationale Anerkennung des Amateurfunkverbandes ARAT durch die IARU, die in diesen Tagen erfolgte, war ein wichtiger Schritt für die Zukunft des Amateurfunks – vielleicht wird es einmal möglich sein, im Rahmen der CEPT Lizenz von Tunesien aus zu funken.

Ben, DL6RAI

3V8BCC 2014