CQ WW aus Hongkong

Ja, es hat viel Spaß gemacht mal vom dieser Ecke Welt aus im CQWW CW zu arbeiten! Brett, VR2BG, war zunächst nicht so begeistert von der Idee, von seinem QTH in der Multi-Klasse aus teilzunehmen – hat sich aber dann von mir doch überzeugen lassen und im Nachheinein hat’s ihm auch viele neue Einsichten gebracht und Spaß gemacht. Die Punkte gehen an den BCC. Ich staunte nicht schlecht, als in seinem Shack bereits ein BCC-Wimpel hing. DH1TW hatte Brett erst im Frühjahr 2006 auf seiner Rucksacktour besucht.

Als Antennen standen zur Verfügung: Ein 3 el Spiderbeam auf dem Hausdach in ca. 15 m Höhe, darüber 90° versetzt ein Step-IR-Dipol abstimmbar auf 10, 15 und 20 meter; daneben eine HF2V für 40 und 80 auf dem Hausdach und dann eine Single Band 40 M GP auf einem herumstehenden 20′ Container im Hinterhof. Brett’s jetziges QTH liegt in einem Tal, mit einer ziemlich ausgedehnten Bergkette in Richtung West bis Nord; dahinter liegt Europa – nicht ideal.

Als weitere Schwierigkeiten kamen hinzu:
a) ein nicht unerheblicher Splatterpegel durch einen schlecht abgestimmten chinesischen Rundfunksender auf 20m
b) ein zeitweise unbrauchbares 40 und 80-m-Band durch das seit anderthalb Jahren operierende Überhorizontradar (Standort vermutlich Hainan, 450 km östlich von Hongkong) – genannt der „Hoinam Duk Min Niu“.
c) mangelnde Erfahrung bei DL6RAI im Umgang mit der DOS-Software TR und dazu ein Software-Bug, der bei manchen QSOs zu einer 1-3 sekündigen Blockade der Tastatur führt (inklusive dass man die CW-Message nicht unterbrechen kann – grrrrr).

Der Contest beginnt am Samstagmorgen um 8 Uhr Ortszeit. DL6RAI reist erst gegen 12 Uhr am QTH (04z) an und darf ab dann die meiste Zeit an der Run-Station arbeiten, während Brett sich den Multiplikatoren widmet. 20m ist bereits offen nach Europa, die Signale sind zwar leise aber es geht gut. Um 0530z begeben wir uns auf das 15-m-Band in Richtung Europa. Gegen 1030z wird es etwas langsam, anscheinend beginnt das europäische Interesse am Osten abzuflauen und die Signale sind auch sehr leise geworden. Um 12z wird es dann interessant (mittlerweile ist es hier wieder dunkel) und das 40-m-Band geht gleichzeitig nach USA, Japan und Europa. Dieser Zustand hält bis etwa 17z und es gelingen gute Raten mit DX in dieser Zeit. Um 1530z versucht DL3AMA die 7029 zu klauen, aber es gelingt ihn durch das Pile-up wieder zu verscheuchen. Brett versorgt uns mit chinesischer Nudelsuppe.

Um 1620z ruft uns UU7J uns zum 4. mal auf dem 40-m-Band an – ein Zeichen dass da offenbar nicht nur eine Multiplikator-Station betrieben wird und dass diese Multiplier-Stationen zumindest schlecht koordiniert sind.

Selbst um 18z geht noch immer USA auf 40m! Zu unserem Sonnenaufgang (~22z) gibt es wenig spektakuläres – ein paar QSOs sind in das 80-m-Log gekommen (hauptsächlich S&P), aber das war 1-2 Stunden vor Sonnenaufgang. 15 Minuten nach Sonnenaufgang kommt PY2XB auf 80m durch. Man muss dazu wissen, Südamerika liegt ziemlich auf der Gegenseite von VR2.

Um 0030z übernehme ich nach 3 Stunden Pause für 3 Stunden alleine die Station. 2150 QSOs und 2.2 Mio Punkte – Prognose für das Endergebnis ist nach der bekannten 24-h-Formel 3500 QSOs und 4.4 Mio – mal sehen… Auf 20m geht W6/W7 mit guten Signalen (endlich mal flatter-frei), aber der chinesische Rundfunksender splattert in das Band hinein und erzeugt einen Rauschpegel von S3. Gegen 02z geht’s dann auch mit JA weiter auf 15m und ab 03z auf 10m, erst über Backscatter aus Südost dann geht das Band direkt auf. Auch die Ausbeute an JA-Amateuren ist doch besser, als ich es von DL aus in Erinnerung habe, wenn auch diese nur 1 Punkt geben, aber wenn man jeden JA von 10-40 arbeitet sind das auch 4 Punkte!

Brett kocht zum Frühstück eine chinesische Nudelsuppe.

Ab 05z drehen wir die Antennen wieder nach Europa, bis 09z geht es ganz gut – danach fängt wieder die Saure-Gurken-Zeit an. Um 1030z gibt es chinesische Nudelsuppe, und wir machen jeder wieder 3 Stunden Pause. Die letzten Stunden vergehen langsam. Auf 80 versuchen wir eine Run-Frequenz zu finden, was wenig erfolgreich ist. Ab und zu hört uns jemand, aber nur alle 3-5 Minuten. Manchmal aber gibt es auch 10 Minuten lang kein QSO. 40 ist zeitweise unbrauchbar weil die PLA (People’s Liberation Army) ihr Überhorizontradar wieder eingeschaltet hat.

Um 2115 ist DQ4W auf 7068 super laut zu hören. Auf 80m kommen u.a. DR1A und DK2GZ ins Log.

Ab 23z gibt es einen Final Run mit W6/W7 auf 20m, um 2345z nochmal QSY auf 15 um die letzten W6er ins Log zu kriegen – dann ist der Contest vorüber.

    Call: VR2BG
    Operator(s): DL6RAI, VR2BG
    Station: VR2BG

    Class: M/S HP
    QTH: Ha Che, New Territories
    Operating Time (hrs): 48

    Summary:
     Band  QSOs  Zones  Countries
    ------------------------------
      160:    1     1        1
       80:  220    28       73
       40:  925    35       93
       20: 1167    37      109
       15:  940    31      100
       10:  194    22       44
    ------------------------------
    Total: 3447   154      420  Total Score = 4,235,546

    Software: TR 6.82

    Rig: IC-765 + AL-1000, TS-950SD, Ten-Tec Hercules II (420E), ca. 400 W
   
    Club: Bavarian Contest Club

Am nächsten Morgen freuen wir uns, dass wir die technisch etwas besser ausgestattete Konkurrenz bei VR2MX geschlagen haben – die drei einheimischen OPs und ein JA-OP machten 2400 QSOs und 2,6 Mio Punkte – waren aber speziell auf 80 und 160 viel präsenter wie wir. Auch B7P, die nördlich von uns operierten, konnten wir Paroli bieten. Alles in allem erfolgreich!