CQWWDX 1998: C56T QRV in SSB als Multi/Single

Bei einem unserer BCC-Stammtische, im Sommer 1998, in einem der traditionellen Nuernberger Biergaerten sprachen wir ueber die bevorstehende Contest-Saison (CQWWDX) und ueber evtl. Moeglichkeiten eine kleine DX’pedition hierzu durchzufuehren. Dieter, DL8OH schlug Gambia als Ziel vor. Er war bereits 1993 dort gewesen und hatte umfangreiche Informationen ueber ein geeignetes Hotel gesammelt. Chris, DL5NAM. der erst 1997 seinen Urlaub in C5 verbracht hatte und ich, Dieter, DF4RD fanden die Idee ausgezeichnet. Wir peilten den CQWWDX SSB an und wollten versuchen fuer die Multi/Single-Klasse ein Team zu finden.

August 1998:
Ueber die BCC-Mailingliste meldeten sich Uwe, DL8UD; Uwe, DL9NDS; Carl, OE2MON und Wolf, OE2VEL. Fuer eine Teilnahme in der Multi/Single-Klasse war die Crew komplett.

September 1998:
Nun war Eile angesagt denn wir hatten nur noch zwei Monate Zeit bis zum SSB-Teil des CQWWDX Contest, der immer am letzten Wochenende im Oktober stattfindet. Chris, DL5NAM uebernahm die Organisation. Fluege und Hotel wurden reserviert, Kontakt zur GamTel hergestellt und Informationen von frueheren Gambia DX’peditions eingeholt. Telefon, Fax, Email und alle Moeglichkeiten der moderenen Kommunikation halfen uns viele Dinge im Vorfeld abzuklaeren. TNX an dieser Stelle auch an C56/DL5MM, der im selben Hotel genau zwei Wochen vor uns qrv war. Was uns allerdings noch beschaeftigte war die Tatsache des „zu erwartenden und nicht unerheblichen Uebergepaecks“. Mehrere Versuche mit der Fluggesellschaft Futura vernuenftige Konditionen auszuhandeln waren bereits fehlgeschlagen als Wolf, OE2VEL seine letzten Spanischkenntnisse hervorholte um ein weiteres Fax diesmal an den „obersten“ Manager zu senden. Wir waren voellig ueberrascht als kurze Zeit spaeter eine formlose Antwort kam … Inhalt: “ … jedem Teilnehmer wird kostenlos ein Uebergepaeck von 50 … 60kg gewaehrt!“ Uns fiel ein Stein vom Herzen … vielen Dank Futura … kurz im Kopf nachgerechnet … 6 Teilnehmer, 20kg Normalgepaeck, 60kg Uebergepaeck ergibt 480kg … Da kann man einiges einpacken … Und als Reserve immer noch das Handgepaeck.

Oktober 1998:
Chris stellte eine Webpage zusammen auf der wir unsere Logistik koordinierten und dabei staendig Materialliste und Gewicht im Auge hatten. Nach einigen Diskussionen entschieden wir uns fuer folgendes Equipment:

TRX: 2 Stueck Kenwood TS-850 und 2 Stueck ICOM IC706
PA: 2 Stueck Kenwood TL-922 und 1 Stueck Ameritron AL-82 (alle mit 3-500Z Roehren)
Antennen: Titanex DLP-13, eine Leihgabe von Titanex auf 12m Mast und eine Force12 C3 auf 10m Mast; dazu viel Draht, Schnuere, Seile und 3 Stueck RCS (Remote Control Switch) fuer die Low Bands
Als Koaxkabel wurden 300m Aircell 7 und ca. 200m RG-58 eingepackt.

Uwe, DL9NDS kuemmerte sich um 6m, denn einige Anfragen nach Aktivitaet auf diesem Band liessen starkes Interesse erwarten. Wenige Tage vor dem Abflug fuhren wir mit den elektronischen Geraeten (TRX, PAs, Laptops) zum Zoll und liessen uns hier ein sog. INF3 ausstellen … dies kann eine Menge Aerger bei der Rueckankunft in DL ersparen. Zollformalitaeten in Gambia wollten wir vor Ort klaeren.

Mittwoch, 14. Oktober:
Treffpunkt am Abflugtag war der Flughafen in Muenchen. Wir wollten mit unseren 17 Gepaeckstuecken unbedingt als Erste einchecken. Als der Schalter eroeffnet wurde und die Schlange der Mitreisenden hinter uns immer laenger wurde haben einige „Normalurlauber“ schon etwas verwundert ueber die Menge unsereres Gepaecks gestaunt. Unsere Erklaerung: „Wir nehmen Bayerische Weisswuerste, Senf, Brezeln und Weissbier mit !“, nahmen sie mit einem Schmunzeln auf und warteten geduldig bis unser Material abgefertigt war. Puenktlich um 17 Uhr sassen wir im Flugzeug … Ziel Gambia mit Zwischenlandung auf Teneriffa. Waehrend des Stops mussten wir die Maschine wechseln und unser ganzes Gepaeck wurde umgeladen. Nach Mitternacht UTC (Gambia hat UTC) setzte der Pilot zur Landung auf dem neueroeffneten Flughafen an. Als die Tuer geoeffnet wurde empfing uns ein Schwall von tropischem Klima. 1:30Uhr Ortszeit, ca. 26Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 90%. Binnen Minuten waren unsere Hemden durchgeschwitzt. Nachdem unsere Gepaeckstuecke ausgehaendigt waren machten wir uns auf den Weg zum Zoll. Die hatten uns bereits von weitem erspaeht; kein Wunder bei der Anzahl unserer Alu-Kisten und ueberlangen Teilen … die DLP-13 war 3.20m lang. Ab sofort interessierten sich die beiden verantwortlichen Offiziere nur noch fuer uns. Weder unsere Dokumente der GamTel noch unsere Argumente konnten sie positiv stimmen. Ende der Diskussion „You leave this 12 Items here except your private luggage!“ Unsere Mitreisenden warteten waehrenddessen schwitzend in den Bussen, die uns dann zum Hotel brachten. Gegen 4 Uhr hatten wir dann endlich unsere Zimmer und fielen todmuede ins Bett.

Donnerstag, 15. Oktober:
Am naechsten Morgen machten Chris und Wolf sich auf den Weg durch den westafrikanischen Behoerden-Dschungel. Der Flughafen ist ca. 25km von der Hauptstadt Banjul entfernt wo alle Ministerien ihren Sitz haben. Mal wollte die eine Stelle Unsummen von Geld fuer unser Material, mal fehlte an anderer Stelle ein Papier, aber letzendlich setzte sich hier der Slogan der Gambianer durch: „No Problem!“ Dieses entscheidende Machtwort sprach der Direktor der Zollbehoerde und wies die Leute am Flughafen an unser Gepaeck als temporaeren Import zu betrachten und freizugeben. Ales in allem … Telefonieren, Warten, Vorsprechen und dazwischen immer mit dem Taxi Airport – Banjul; Banjul – Airport; u.s.w. Wir restlichen vier wurden zwischendurch ueber Telefon informiert und machten uns mit der Infrastruktur im Hotel vertraut.. Grosse Freude loeste die Information ueber die zugeteilten Rufzeichen aus. Wir bekamen C56A und zum Contest speziell C56T. Gegen 15 Uhr fuhren zwei alte klapprige Taxis vors Hotel. Eines davon hatte so lange Pakete, „die uns vertraut vorkamen“ auf dem Dach. Chris und Wolf entstiegen diesen beiden Fahrzeugen, abgekaemft aber gluecklich und zufrieden. Zur Feier gabs am Abend dann eine Extrarunde Julbrew Bier.

Freitag, 16. Oktober:
Am Freitag begann endlich der Antennenaufbau. Leider liess sich der alte Stolle-Rotor trotz mehrfacher Versuche nicht davon ueberzeugen die C3 vernuenftig zu drehen. Also Rotor raus, Schnur an Boom und die Antenne von Hand gedreht. Appropo drehen …. schaut man sich die Beamkarte mit Zentrum C5 an dann gibt es eh nur zwei Hauptrichtungen. Nordost mit Europa und Japan und Nordwest mit Nordamerika und der Karibik. Die Titanex DLP-13 war von uns in DL soweit praepariert worden dass der sonst zeitintensive Aufbau erheblich reduziert werden konnte und bereits am Nachmittag verspannten wir den 12m Mast am Balkon. Wir konnten nun diese Antenne innerhalb weniger Schritte erreichen und schnell von Hand in jede gwuenschte Richtung drehen. Uwe, DL8UD wollte am WAG teilnehmen und wir versprachen ihm am Samstag noch Antennen fuer die Low Bands Richtung Europa.

Samstag, 17. Oktober:
Waehrend der Nacht raffte es dannn unsere beiden Uwes weg. Montezumas Rache oder in Gambia unter dem Namen Banjul Belly bekannt setzte beiden so zu, dass sie an den folgenden Tagen den Antennenarbeiten nur in horizontaler Lage (Bett) beiwohnen konnten.

18. – 21. Oktober:
Nun kamen Carl’s grosse Stunden. Er hatte unbedingt seine Angelrute mitnehmen wollen (naja … warum nicht … gibt es auf jeden Fall Fisch) … von wegen … Mit viel Liebe und Isolierband klebte er kleinere Steine ans Ende seiner Angelschnur, erklaerte allen (uns und dem staunenden Hotelpersonal) zur Seite zu gehen und warf dann elegant die Steine (meistens) mit Schnur ueber die nahestehenden ca. 20m hohen Nadelaeume. Hier wurden nun dickere Schnuere befestigt an denen wir dann alle unsere Low Band Antennen hochzogen. Carl’s Kommentar: „Welchen Ast brauchen wir ? … No Problem !“ So entstanden in den folgenden Tagen fuer 40m eine 2 El. Quad Richtug EU, eine 2 El. Yagi Richtung NA und eine 40m Vertikal mit elevated Radials. Auf 80m bauten wir eine Vertikal und eine 2 El. Yagi Richtung EU. Bei 160m entschieden wir uns fuer eine Inverted L mit drei elevated Radials. Unterbrochen wurden diese Arbeiten nur durch Funken, Strand, Baden, Touristen „… stimmt es dass sie vom ZDF sind ?“ Wir:“Nein, aber wir drehen hier fuer die versteckte Kamera!“ und den Einheimischen: “ … Radio Communication … very good … very important !“ und viel, viel Pausen. Bei den klimatischen Bedingungen auch kein Wunder !

Donnerstag, 22. Oktober:
Donnerstag vor dem Contest war „arbeitsfrei“, einige von uns mieteten sich ueber einen Hotelwachmann einen Jeep und gingen auf Tour. „You need a Jeep ?? No Problem !“ Ueber einen Hotelelektriker hatten wir uns in der Zwischenzeit eine direkte Stromversorgung in unser Contest Shack legen lassen. „You need more Power ?? … No Problem … I can give you 42 Amperes … is it enough ??“ Tagelang waren wir auf 6m zu Gange gewesen und hatten schon einige QSOs mit Spanien, Italien und Malta im Log. Endlich oeffnete dann das Band auch Richtung Mitteleuropa und wir konnten DL, OE, HB9, u.s.w. und sogar einige Gs arbeiten. Die Freude bei den 6m Fans war nicht zu ueberhoeren.

Freitag, 23. Oktober:
Am Vormittag spannten wir noch 3 El. Drahtyagis fuer 20m, 15m und 10m Richtung NA, und bauten die Stationen zusammen. Dabei stellten wir fest das eine Roehre fuer eine TL-922 beim Transport beschaedigt worden war. Zugleich traten bei der AL-32 unreparierbare Probleme auf. Wohlweislich hatten wir 3 PAs mit dem gleichen Roehrentyp gewaehlt, also kurzerhand die Roehren getauscht. Auch das sonst so leidige PC-Problem haten wir schnell im Griff. Die Antennen und Stationen waren in den vergangenen Tagen mit bereits ca. 11.000 QSOs ausreichend getestet worden und so hiess es am Freitagabend: „Are you ready for the Contest ?“ „Yes … no Problem !“

Contest: C56T
Wir hatten uns zum Ziel gesetzt den bestehenden Afrika-Rekord aus dem Jahr 1988 zu brechen. Dieser wurde von einem Team um EA8AGD gehalten und war mit 17.1 Millionen Punkten, 8.200 QSOs und ca. 700 Multiplier schon recht hoch. Um unsere Motivation noch etwas zu steigern schlossen wir Wetten ueber unser eventuelles Ergebnis ab. Die Schaetzungen bewegten sich hier zwischen 6.500 und 8.500 QSOs. Als Anhaltswerte dienten uns die Ergebnisse von ZD8Z und EA8BH aus dem Jahr 1997 die als Single-OPs aktiv waren. Hier lagen uns alle Daten im Detail vor und wir konnten stuendlich unsere Zwischenergebnisse mit diesen Logs vergleichen. Im Laufe des Samstags zeigte sich das unsere Chancen wirklich nicht schlecht standen einen neuen Afrika-Rekord aufzustellen. Nach 24 Stunden standen dann auch bereits 4.700 QSOs im Log. Nach 48 Stunden konnten wir den Contest mit ca. 8.600 QSOs, 790 Multis und ca. 20.5 Millionen Punkten beenden. Auf das offizielle Endergebnis der Contestveranstalter muessen wir leider noch etwas warten …. es sieht aber nicht schlecht fuer uns aus !!!!

Zum technischen Ablauf noch einige Anmerkungen ….

Als vollen Erfolg kann man Wolf’s und Carl’s Idee mit den schaltbaren Yagi-Systemen bezeichnen. So konnten wir waehrend des ganzen Contests die C3 Richtung EU/JA stehen lassen und extrem schnell auf die Drahtyagis Richtung NA umschalten. damit liess sich das Pile-Up sehr gut steuern. Wollten die EUs (einschliesslich deutschsprachigen Raum) mal wieder partout nicht so wie wir – klick – weg waren sie und Nordamerika kam sauber durch – natuerlich auch umgekehrt, hi. Auf 40m standen die 2El. Quad Richtung EU, die 2El. Yagi Richtung Na und eine Vertikal zur Verfuegung. Auch hier funktionierte das EU-klick-NA-System hervorragend. Die Vertikal konnte dann den Rest sehr gut bedienen. Auf 80m hatten wir natuerlich schon etwas mehr Probleme und wurden von EU-Stationen, die bei uns S9 Plus waren nicht gehoert. Das leidige EU-QRM kennen wir ja aus eigener Erfahrung zu Genuege. Am Sonntagmorgen gelang auch hier eine ansehnliche Anzahl von EU/NA-QSOs. 160m war von Anfang fuer uns nur als Multiplier-Band geplant. Hier sitzt man in Gambia natuerlich schon weit ab vom Schuss. Aber immerhin gelangen auch hier einige wichtige Multiplier-QSOs. Als schwer zu ereichenden Erdteil stellte sich Asien heraus. Hier mussten wir bei einigen Stationen schon kaempfen. Auch konnten wir die japanischen Stationen bei weitem nicht in dem Masse bedienen wie wir wollten. Auf dem kurzen Weg stellten sich die Europaeer als unueberwindbare Mauer dar.

Nach dem Contest:
Wir hatten nun noch zwei Tage Zeit und konnten somit alles mitgebrachte Material gemuetlich demontieren und verpacken. Das Strandleben kam hier natuerlich auch nicht zu kurz.

Mittwoch, 28. Oktober:
Zum Ruecktransport und dem Rueckflug ist nur anzumerken: „No Problem!“ Bis auf „… wir werden in wenigen Minuten auf dem Flughafen Muenchen landen. Die Temperatur dort zur Zeit 8 Grad, es regnet und wir haben starken Wind mit Sturmboeen …!“ „… wo hatte ich doch gleich beim Abflug meine Socken und meinen Pullover verstaut ?“

Donnerstag, 29. Oktober:
Tja, eigentlich sollte hier die Story mit Wetterumstellung, Contestauswertung und Beantwortung der QSL-Karten enden … Doch leider ereilten Wolf, OE2VEL und mich, Dieter, DF4RD noch unangenehme Nachwehen. Kurz nach unserer Heimkehr vermuteten wir zunaechst eine Erkaeltung; die aerztlicher Diagnose lautete jedoch: „Malaria !“ So verbrachten Wolf und ich die naechsten Tage in der Klinik und kurierten unsere Krankheit aus.

November 1998
Jetzt, einige Wochen nach unserem Trip haben sich alle wieder an den taeglichen Rythmus gewoehnt; laut nicht naeher genannten Quellen soll es aber bereits Ideen fuer eine Wiederholung im Jahr 1999 geben … man wird sehen !!!???

73 de C56A es C56T

(DF4RD, DL5NAM, DL8UD, DL9NDS, OE2MON und OE2VEL)


                    CQ WORLD WIDE DX CONTEST -- 1998


      Call: C56T                      Country: The Gambia , Africa
      Mode: SSB                      Category: Multi Single


 BAND     QSO   QSO PTS  PTS/QSO   ZONES COUNTRIES

 160       49      134     2.73      10        28
  80      197      570     2.89      17        61
  40      665     1958     2.94      27        88
  20     2763     8216     2.97      37       149
  15     2034     6013     2.96      36       154
  10     3048     9049     2.97      35       153
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 Totals  8756    25940     2.96     162       633  = 20,622,300


Operator List: DL5NAM, DF4RD, OE2VEL, DL8UD, OE2MON, DL9NDS

Equipment Description:

2x TS850, 2x TL922

Wire-Antennas:
160m: inverted L
80m : 2 ele. yagi (EU), GP
40m : 2 ele. yagi (US), 2ele. quad (EU), GP
20m : 3 ele. yagi (US)
15m : 3 ele. yagi (US)
10m : 3 ele. yagi (US)
and:
10/15/20m : FORCE12 C3 up app. 9m
10m 'til 20m: TITANEX DLP13 up app. 12m


MAILING ADDRESS:

C56T
Chris Sauvageot, DL5NAM
Herrnbergstr. 22
D-91077 Neunkirchen
Germany
c56a@qsl.net