WRTC 2022 – Deutsches Team erneut auf Platz zwei

Vom 4. bis 11.Juli 2023 fand die World Radiosport Team Championship 2022 rund um Bologna in Italien statt, pandemiebedingt ein Jahr später als ursprünglich für 2022 geplant. Sieger der WRTC 2022 wurde das Team Yaroslav Oliinyk, UW7LL und Yuri Onipko, VE3DZ. Mit dem Rufzeichen I44W kamen 4.631 gültige QSOs ins Log. Mit daraus resultierenden 7.072.327 Punkten lagen sie mit nur 66.367 Punkten vor dem deutschen Team, das mit dem Call I43C 4.594 QSOs nach Logprüfung verbuchen konnte. Manfred Wolf, DJ5MW und Stefan von Baltz, DL1IAO belegten nach 2018 erneut Rang zwei und durften sich darüber freuen, das genaueste Log unter allen teilnehmenden Contestern mit nur 0,5% Abzug abgegeben zu haben. Platz drei belegten mit 6.655.540 Punkten und 5.057 gültigen QSOs die Kroaten Vedran Carapovic, 9A7DX und Zvonko Karnik, 9A3LG. Sie traten mit dem Call I49D an.

Nun ist die WRTC 2022 im Jahr 2023 Geschichte und es ist Zeit für einen hintergründigen Rückblick und auch für die Sicht nach vorn, denn bereits in drei Jahren findet die nächste WRTC in Großbritannien statt. Hinter den 58 Teams aus der ganzen Welt liegt eine Zeit mit vielen ganz unterschiedlichen Erlebnissen in der norditalienischen Region Emilia Romagna. Ausgerechnet in dieser Region hatten einige Wochen zuvor Unwetter mit immensen Wassermassen zu katastrophalen Überschwemmungen geführt, bei denen 15 Menschen ihr Leben verloren. Erhebliche Schäden an der Infrastruktur der gesamten Region führten dazu, dass tausende Menschen evakuiert werden mussten, weil sie nicht mehr in ihren Häusern bleiben konnten oder weil die Gefahr bestand, weggeschwemmt zu werden. Leider war auch das Gebiet betroffen, in dem die WRTC-Organisation die Standorte für die Conteststationen konzentriert hatte. Dass die Überschwemmungen auch die Organisation der WRTC beeinflusste, liegt auf der Hand. Dass einige der geplanten Standorte –der sogenannten „sites“ – für die Austragung der WRTC ausfielen und neue Contest-Standorte zu suchen waren, ließen die Rahmenbedingungen für die Organisatoren nicht einfacher und den damit verknüpften Stress nicht geringer werden. Sicher muss auch berücksichtigt werden, dass pandemiebedingt die WRTC um ein Jahr verschoben wurde. Diese Fakten sollten im Bewusstsein bleiben, wenn es um den organisatorischen Ablauf dieser nur alle vier Jahre stattfindenden „Weltmeisterschaft“ oder der „Olympiade der Funkamateure“ geht. Im Bewusstsein sollte auch sein, dass sich trotz und angesichts der Flutkatastrophe die italienischen Gastgeber an den Standorten der WRTC den sogenannten Sites überwiegend äußerst freundlich und entgegenkommend verhalten haben.

Wer kann an der WRTC als Operator teilnehmen?
Für Italien hatten sich 50 Teams aus aller Welt qualifiziert, von denen aus unterschiedlichen Gründen nicht alle anreisen konnten. Drei Teams konnten durch sogenannte Wild Cards teilnehmen, sechs Teams hatten sich als Jugend-Teams zur Teilnahme qualifiziert. Von der Möglichkeit sich durch eine Spende i.H.v. 15.000 € zur Teilnahme als „Donor Team“ einladen zu lassen, hätten –zumindest auf dem Papier- fünf Teams Gebrauch machen können. Das Donor Team Leonid Radchenko, RA5A und Alexandr Gimanov, UA5C aus Moskau nahmen jedoch nicht teil. Gleiches gilt für zwei Jugendteams: Viktor, R6KVA reiste ebenso wenig an wie Connor Black, W4IPC und Braydon Ebare, KC1KUG. So fanden sich insgesamt 58 Teams begleitet von vielen Zuschauerinnen und Zuschauern bei der Eröffnungsveranstaltung in Castel San Pietro Terme ein. Der Ort liegt etwa 22 KM südöstlich von Bologna entfernt.

Zelt vs. Gebäude – Gleichheit der Standorte und der Störpegel?
Das Austragungsgebiet rund um Bologna ist hinsichtlich der geografischen Lage eine flache Region. Hügel und Senken gibt es nur wenige. Während in Boston 2014 und in Wittenberg 2018 die Standorte etwas abseits der Wohnbebauung waren und die Contester in Zelten fielddaymäßig um Punkte kämpften, zog das Organizing Committee (OC) in Italien feste Unterkünfte Zelten gegenüber vor. Vielfach waren Unterkünfte für die WRTC angemietet, die es dort häufig gibt: Agriturismo – Urlaub auf dem Bauernhof. Das blieb nicht folgenlos. Die Ansprüche an ein HF-technisch ruhiges Umfeld mussten teils kräftig zurückgeschraubt werden. Die teils heftigen Störpegel von S9 und mehr waren dabei an den 58 Standorte alles andere als gleich. Grundsätzlich steht die Gleichheit der Sites im Mittelpunkt einer jeden WRTC.

Technische Rahmenbedingungen – überall gleich?
Die Gründe für die festgestellten Störpegel lagen oft auch in der Montage der Antennen. Photovoltaik-Anlagen wenige Meter von der Antenne entfernt oder Antennen, die in wichtigen Richtungen genau von einem Gebäude abgeschattet waren, wurden von Teilnehmern immer wieder durchaus als Ärgernis, zumindest aber kopfschüttelnd beschrieben. Es gab jedoch auch einzelne Standorte, an denen die Abstrahlung sehr gut war und wo es keinen nennenswerten Störpegel gab. Das Thema Antennenmontage zieht sich durch fast alle Interviews mit den Contestern. Dipolenden, die sehr nahe an 230-V-Wechselspannungsleitungen befestigt waren, Dipole, z.B. für 40m, die in 9m Höhe aufgehängt waren oder Koaxialkabel, die die 80m- oder 40m-Dipole berührten waren keine Ausnahme. Dass Teams die Antennenmasten teilweise umgesetzt haben, war nicht die Regel. Jedoch war das nur möglich, weil genügend Helfer vor Ort waren – übrigens inklusive Schiedsrichter. Anderenorts wäre dies gern gemacht worden, jedoch fehlte es dort an Helfern oder schlichtweg zu kurzem Koaxialkabel. Dass in einem Fall eine Yagi-Antenne nicht im Rotor festgeschraubt war und abzustürzen drohte, an anderer Stelle der Rotor mit Endanschlag Richtung Nord kalibriert war oder Dipole von den Teams erst noch aufgehängt und Koaxialkabel in das Gebäude verlegt werden mussten, sei nur am Rande erwähnt. Dass bei I46J (RA3CO und RA3AUU) die Yagi-Antenne dann tatsächlich neben dem Standrohr hing und für vertikale Polarisation bestens geeignet schien, ist abenteuerlich. Zum Glück passierte dies erst zwei Stunden vor Contestende, so dass immerhin noch Platz 23 erreicht wurde. Diese technischen Rahmenbedingungen waren unter dem Aspekt „Gleichheit der Standorte“ durchaus kritikwürdig. Viele nahmen es nach außen mit Gelassenheit. Alle Teilnehmer jedoch versuchten – was blieb auch anderes übrig – das Beste daraus zu machen. Manche Teams hatten mit Störungen keine Probleme. Der kommentierende Beobachter ist geneigt zu sagen, dass die Gleichheit der Standortbedingungen in deren Ungleichheit lag.

Nicht alle Gebäude können gleich sein – aber…
Die Suche nach geeigneten und möglichst gleichen Conteststandorten birgt, unter der Voraussetzung auf Zelte verzichten zu wollen, mancherlei Hürde in sich. Während luxuriöse Unterbringungen mit bis zu drei Zimmern (Team, Schiedsrichter, Shack) inkl. Bad und sogar einem Swimming-Pool zur freien Benutzung für große Zufriedenheit sorgte, waren andere Teams mit halbwegs freigeräumten Garagen nicht ganz so gut bedient. Mancher Standort hatte aber insgesamt gute bis sehr gute, meist auch sehr saubere raumtechnische Voraussetzungen. Hier und da musste das Shack mit Stühlen und Tischen noch passend im Halbdunkel -manchmal in einer gewissen Schlafzimmeratmosphäre- hergerichtet werden. Das Platzangebot reichte von üppig bis klein und eng. Aber das nahmen die befragten Teilnehmer meist mit Gelassenheit und gewissem Humor für „italienische Momente“. Viele Teams empfanden die Unterbringung akzeptabel. Demgegenüber war jedoch die Unterbringung in einer Art Gewächshaus kombiniert mit einer „Event-Location“ wohl nicht mehr nur als grenzwertig zu beschreiben und da blieb auch eine humorvolle Einstellung verständlicherweise auf der Strecke. Bei Außentemperaturen von deutlich über 30°C braucht es kaum Phantasie, sich vorzustellen, dass in einem Gewächshaus mit wenig ausgeprägten Lüftungsmöglichkeiten eine gesundheitliche Gefährdung durch Überhitzung bei 40°C und mehr (!) massiv vorhanden ist. Selbst nachts gingen die Temperaturen im Gewächshaus nur wenig zurück. Es war für das Team nicht nur wegen der unbequemen Stühle ein wahrlich harter und heißer Kampf: Hinzu kam an dem Standort, dass die Event-Location mit angeschlossenem Barbetrieb, mit vielen bunten LEDs und lauter Musik erst in den frühen Morgenstunden Hintergrundgeräusche –wirklicher „Audio-Man-Made-Noise“- abebben ließ. Dass die Toiletten 100m entfernt quer über das Anwesen hinweg einen Contester, der des Nachts um Punkte kämpft, kaum begeistert, ist nachvollziehbar. Wenn aber dann mit anderen Gästen der Event-Location auch noch angestanden werden muss, spätestens dann wird es frustrierend.

Unterstützung vor Ort – auch eine Kommunikationsfrage
Im Vorfeld der WRTC gab es auf der Homepage per Formular eine Möglichkeit, sich als Freiwilliger (Volunteer) zu melden, um den Veranstaltern vor Ort während der WRTC behilflich zu sein. Wie schon mehrfach berichtet, gab es wenig bis gar keine Resonanz aus Italien, die eine Anmeldung bestätigte oder irgendwie darauf einging. Diese mangelnde Kommunikation zog sich als Problem durch die gesamte WRTC. Ob es an schlechten Englischkenntnissen lag oder daran, dass bewusst auf Fragestellungen nicht eingegangen wurde, bleibt offen. Als hilfreich stellte sich jedenfalls heraus, dass einige Fragen der Teilnehmer an das Judging Committee (JC) zu Beginn der WRTC verbindlich u.a. durch Rusty, W6OAT geklärt wurden. Beispiele: Funkbetrieb in an sich contestfreien Bereichen, WRTC-Rufzeichen im Online-Scoring, Umgang mit Cheerleading. Das an die Contester verteilte Booklet hatte das Thema Cheerleading dargestellt. Offen blieb dennoch, wie mit erkanntem Cheerleading konkret umgegangen würde. Ein Thema, was auch nach der WRTC noch für reichlich Gesprächsstoff sorgte, denn das scharfe Schwert der Disqualifikation wurde nicht gezogen. Andere, vielleicht nicht ganz so erhebliche Details zum Contestgeschehen, blieben gleichwohl unklar.

Stichwort Kommunikation und zwar an den Sites: Es gab an den Sites teils äußerst engagierte Volunteers und Sitemanger, die sich um die Fragestellungen der Contester intensiv kümmerten und halfen, wo sie nur konnten. Dieses großartige Engagement ist für einige Standorte ganz deutlich hervorzuheben. Sprachliche Hürden wurden in einer Mixtur aus „italienischem englisch, dynamischer Körpersprache und dem Google-Translator“ vielfach gemeistert. Bekanntlich kann sich der Mensch nicht einfach duplizieren. So kam es, dass an anderen Sites entweder keine Helfer vor Ort waren und der Sitemanager nur gelegentlich vor Ort war, weil er oder sie für z.T. bis zu acht Standorten Verantwortung oder besser Zuständigkeit hatte. Das lässt den Schluss zu, dass einfach deutlich zu wenige Volunteers und Sitemanager vom OC eingesetzt waren oder eben zuvor nicht gefunden wurden. Dass Sitemanager überhaupt nicht vor Ort waren, gab es leider auch. Mag sein, dass die Flutkatastrophe in den Wochen zuvor manchen Helfer hat abspringen lassen – das ist aber nur eine Vermutung. Eine offizielle Erklärung seitens der Veranstalter gibt es dazu nicht. Angebote für Hilfen gab es jedenfalls.

Contestgeschehen
Der Contest wird als Wettbewerb innerhalb des IARU-HF-Championship-Contest zeitgleich abgehalten. Das geschieht bei der WRTC, um von der hohen Aktivität während des weltweit stattfindenden Contests zu profitieren. Der Contest verlief fast ohne Ausfälle, die Funkgeräte und das technische „Drumherum“ hielt bei den befragten Teilnehmern durch. Es gab nur hier und da kleine, vorübergehende Ausfälle von Equipment für die Datenübertragung oder Datenaufzeichnung. Die meist geringen Probleme mit Antennenanpassungen waren vor Contestbeginn in Selbst- und Kameradenhilfe beseitigt, der Umgang mit Störpegeln blieb eine irgendwie zu bewältigende Herausforderung. Dauerhafte pile-up’s wollten sich nicht so richtig einstellen. Überwiegend wurde 20 bis 40 % SSB- und der Rest CW-Betrieb gemacht.

Platzierungen – aus „BCC“-Sicht
Nun sind Manfred Wolf, DJ5MW und Stefan von Baltz, DL1IAO bereits zum dritten Mal unter den bestplatzierten Teilnehmern. Nach Platz drei in Boston (2014), Platz zwei in Wittenberg (2018) nun erneut auf Platz zwei in Bologna. Und das ohne jedwedes Cheerleading, sondern durch grandioses funk- und betriebstechnisches Können: Sie gaben das akkurateste Log ab mit nur 0,5% Fehlern! Eine großartige Leistung, die noch höher zu bewerten ist, weil die Rahmenbedingungen manche Hürde in sich trug. Beide haben sich durch die lange Qualifikation gekämpft und mit ihren Ergebnissen stets vorderste Plätze erreicht. Dass mit dem Team AF3 Ulrich Ann, ZR2A und Holger Wilhelm, DL9EE bei der ersten WRTC-Teilnahme der Sprung auf Platz sechs gelang, war eine tolle Überraschung und große Belohnung für die zeitlichen und auch finanziellen Aufwendungen, die den Weg zur WRTC im Vorfeld begleitet haben. Den Qualifikationsmarathon mit Contestteilnahmen aus Namibia und Südafrika zu durchstehen ist alles andere als einfach oder selbstverständlich. Sehr erfreulich sind ebenfalls die Ergebnisse von Emir-Braco Memic, E77DX und Vlado Lesjak, E70T auf Platz 21. Seit kurzem Mitglied im BCC landete der äußerst erfahrene Contester Ulf Ehrlich, DL5AXX und sein Team-Mate Felix Kuntzsch, DL7FER auf Rang 26. Das vom BCC gesponserte Team OC3 mit Jacky Calvo, ZL3CW und Bernd Länger, VK2IA erkämpfte Platz 30. BCC-Mitglied Alex Tkatch, KU1CW und sein Teamkollege Yuri Sakalouski, EB5A erreichten Platz 32. Das Youth Team 2 mit Jamie Williams, M0SDV und Philipp Springer, DK6SP konnten unter ebenso heißen wie schwierigsten Rahmenbedingungen den schon deswegen hochanerkannten Platz 40 „erschwitzen“. Fan Bin, BA1RB und Dale Yu, BA4TB wurden am Ende des Contests bei ihrer ersten WRTC-Teilnahme auf Platz 42 notiert. Dass mit Platz 57 Leon Martin Hellmich, DL3ON und seine Team-Mate Megan Lorenz, EI5LA ein weiteres Youth-Team ins Ziel der WRTC kamen, ist eine ganz großartige Leistung: Zum einen deswegen, weil Leon (19) erst gerade einmal vor drei Jahren seine Amateurfunklizenz erwarb und die 16jährige Megan auch erst seit kurzer Zeit sich dem Amateurfunk verschworen hat: Sie bekam ihre Lizenz im September 2021! Sich jetzt mit den weltbesten Contestern messen zu dürfen, ist per se grandios. Dass beide wirklich „was drauf haben“ stellten die beiden jungen BCC-Mitglieder mit der Teilnahme an der WRTC eindrucksvoll unter Beweis. Hut ab!

Was bleibt von der WRTC 2022 in Erinnerung?
Das Zusammensein der weltbesten Contester bei der WRTC ist über die Jahre ein „social event“, ein Treffen von Freunden oder schlicht Familientreffen geworden. Die „Familie“ der Top-Contester kennt sich gut: von den Amateurfunkbändern und –wie könnte es anders sein- von den Teilnahmen an der WRTC’s der vergangenen Jahre. Die Statistik zählt seit 1990 bei neun WRTC‘s insgesamt 497 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter 26 Deutsche. Kein Wunder also, dass sich viele der Contester über die Jahre persönlich kennen- und schätzengelernt haben. Das fröhliche, freundschaftlich-umarmende „Hallo!“ bei der Begrüßung und das ernst gemeinte, herzliche „auf Wiedersehen und bis bald!“ bei der Verabschiedung, lassen auch für Außenstehende erkennbar werden, dass sich bei der WRTC Contestfreunde einander sehr positiv begegnen. Was bleibt zwischen Begrüßung und Verabschiedung neben allem schon berichteten Dingen haften?

Der Beginn: die Eröffnungsveranstaltung
Es gab keinen Einzug der Teams mit Flagge und Nationenschild, wie in den WRTC’s zuvor. Das war wohl den gegenwärtigen weltpolitischen Rahmenbedingungen geschuldet. Darauf deuten zumindest E-Mails des OC hin. Das OC wollte wohl vermeiden, dass der russisch-ukrainische Krieg auch Konfliktsituationen während der WRTC heraufbeschwor. Eine offizielle (Presse-)Erklärung dafür gab es nicht. Es gab einen kurzen Aufruf der teilnehmenden Teams, die dann für einen kurzen Moment selbst hier und da mit Heiterkeit für etwas Stimmung sorgten. Vorstellung der Referees – Fehlanzeige. Auch der Schwur von Schiedsrichtern und Teilnehmenden auf Einhaltung des Regelwerks war von den Organisatoren nicht eingeplant; immer ein besonders feierlicher Moment zu Beginn vergangener WRTC‘s. Die Eröffnung war eher ein geschäftsmäßiger Ablauf, der zudem keine kulturellen oder folkloristischen Momente bot. Neben einem Grußwort des ARI-Präsidenten und ist ein Vortrag über Guglielmo Marconi den befragten Teilnehmern in Erinnerung. Die aufkommende gewisse Langeweile wich dann glücklicherweise mehr und mehr dem lang ersehnten Zusammensein von Contestern und internationalen Gästen.

Das Ende: Die Schlussveranstaltung
Wer nun glaubt, dass die Schlussveranstaltung zum Highlight der WRTC 2022 wurde, sieht sich getäuscht. Weder gab es ein Siegerpodest für die drei besten Teams noch Flaggen oder gar Nationalhymne. Auch die Pokale –für jedes Team ein Pokal- machten eher einen billigen Eindruck. Wer auf eine Medaille wartete, wartete vergebens. Dass es nur ein kurzes Siegerfoto gab, um danach als Bestplatzierte die Bühne zügig zu verlassen, zauberten den siegreichen Teams eher ein gequältes Lächeln ins Gesicht – trotz aller danach geäußerten Zufriedenheit über das jeweils Erreichte. Das OC hatte offenkundig mehr Wert auf die Ehrung von Diplomsammlern und Aktivierern der WRTC gelegt. Diese erhielten durchaus sehr ansehnliche Pokale für ihr werbendes Treiben im Vorfeld der WRTC. Im Vordergrund der geschäftsmäßig abgewickelten Schlussveranstaltung stand auf der Bühne bei den Altvorderen des OC eher das ausgeprägte Herausheben eigener Leistungen, so zumindest der Eindruck einiger Beobachter der Szenerie. Dass ein langatmiges Interview mit der Tochter von Guglielmo Marconi nicht immer gut zu verstehen war, sei nur am Randes berichtet. Für Freude und Heiterkeit sorgte dann noch ein fünfjähriges Mädchen –Tochter eines Mitglieds des OC-, die als Glücksfee die Rufzeichen und zugehörige Standorte ausgelost hatte. Auch sie wurde in besonderer Weise beim Bühnenprogramm der WRTC 2022 zum Schluss mit einem Geschenk bedacht.

Viele Anwesende freuten sich, als der „gemütliche“ Teil des Abends mit persönlichen Gratulationen an die Sieger und Bestplatzierten begann. Die Gäste der WRTC saßen dann auch nicht weiter auf dem Trockenen, denn zum gemeinsamen Abendessen wurden schlussendlich auch Getränke gereicht. Im Vorteil war, wer zuvor schon erkannt hatte, wo Flüssiges geordert werden konnte. Die Stimmung unter den Anwesenden war insgesamt sehr gut, die vielen gemeinsamen und teils fröhlichen, heiteren Gespräche über Erlebtes und Durchlebtes, aber auch das Schmieden gemeinsamer Zukunftspläne für Contestaktivitäten waren zu hören. Viele Selfies und Erinnerungsfotos wurden gemacht. Ein „Familientreffen“ in bestverstandenen Sinne war die Schlussveranstaltung der WRTC 2022 allemal. So gesehen störte das offizielle Programm höchstens am Rande. Aber genau von dem Schlussevent der italienischen WRTC 2022 hatten sich viele mehr erwartet, gewünscht oder erhofft. Das zeigen die Antworten der Befragten nur allzu deutlich. Und trotzdem: Die WRTC 2022 ist für fast alle Contester und auch Zuschauer ein tolles Highlight gewesen. Ein Event, das wohl fast allen in guter Erinnerung bleiben wird – trotz aller kritischer Äußerungen. Hier spielen die ganz persönlichen Wahrnehmungen und auch Emotionen eine große Rolle. So erklärt sich auch, dass fast jeder der befragten Teilnehmer in England dabei sein wollen – als Referee oder als Competitor.

WRTC 2026: East Anglia erwartet die Contester – und was erwarten die Contester?
Das Sanctioning Committeee (SC) gab zum Ende der WRTC in Bologna bekannt, dass die Organisation der WRTC 2026 dem Gastgeber-Ausschuss (Host Committee, HC) des Vereinigten Königreichs übertragen wurde. „Der Antrag des Vereinigten Königreichs war gut vorbereitet. Da wir ihre Entschlossenheit kennen, erwarten wir ein weiteres herausragendes Treffen und einen weiteren Wettbewerb der weltbesten Wettkämpfer in der Region East Anglia nördlich von London,“ sagte Tine Brajnik, S50A, Vorsitzender des WRTC SC.

Mark Haynes, M0DXR, Chef des HC stellte in einer kurzen interessanten Präsentation die Gastgeberregion und sein Organisationsteam vor. Viele der teilnehmenden „WRTC-2022-Contester“ können sich eine
Teilnahme gut vorstellen. Das gilt übrigens auch für die Referees.

Nach Erwartungshaltungen für die nächste WRTC befragt, äußern sich viele zum Cheerleading. Im Vorfeld der WRTC 2022 war das ein großes Thema und beim Logchecking war offenbar das JC nicht auf Konsequenz bedacht. Hinweise auf Cheerleading gibt und gab es – übrigens nicht erstmals in Italien. Rusty Epps, W6OAT schreibt dazu in einer E-Mail: „Obwohl Cheerleading in früheren WRTCs verurteilt wurde, ist die WRTC-2022 die erste, die tatsächlich Strafen für Cheerleading gegen bestimmte Teams verhängt. In zwei Fällen führten die Strafen dazu, dass Teams in der Gesamtwertung zurückfielen. Im anderen Fall reichte es nicht aus, um eine Änderung in der Rangliste herbeizuführen, aber es verringerte den Abstand zwischen der Punktzahl dieses Teams und dem knapp dahinterliegenden Team deutlich. Der wichtige Punkt ist jedoch, dass es jetzt Strafen für Cheerleading gibt. Vielleicht wird dadurch endlich „den Leuten zu Hause“ klargemacht, dass ihr Cheerleading ihrem Lieblingsteam tatsächlich schaden könnte und dass sie einfach jedes WRTC-Team, das sie hören, in so vielen Bands und in so vielen Modi wie möglich arbeiten sollten.“ Der Aussage von Rusty Epps, W6OAT steht jedoch gegenüber, dass auch bei der WRTC in Brasilien Cheerleading mit Punktabzügen begegnet wurde. Es ist zu vermuten, dass dieses Thema dauerhafter Begleiter künftiger WRTCs sein wird und Wege dies zu unterbinden sind nicht ganz einfach.

Weiteres Thema hinsichtlich der Wünsche für die nächste WRTC ist das Thema einer deutlich besseren Kommunikation als die mit dem italienischen OC. Auch das komplizierte und immer wieder sich ändernde Regelwerk wird von Contestern angesprochen. Hier zu einem beständigen, verbindlichen Regelwerk zu kommen, wird als wünschenswert angesehen.

Dass das Thema der gleichen Standortbedingungen zentral ist, liegt ebenso auf der Hand, wie das vorherige Überprüfen der Standorte auf Störpegel – auch bei Nacht.

Hinsichtlich der Erwartungen an die WRTC 2026 werden als besonders gute Erfahrung aus Italien die Themen „Automatisches Spotting“ und „Online-Logging“ als fortsetzungswürdig angesehen, auch wenn noch an softwaretechnischen Einzelheiten etwas nachgearbeitet werden muss. Insgesamt wird dies jedoch als gute Erfahrung verbucht.

Bidlergalerien zur WRTC 2022

Allgemeine Eindrücke

Team I41U (Referee DL8LAS)

Team I42B (E77DX / E70T)

Team I42L (KU1CW / EB5A)

Team I42M (ZR2A / DL9EE)

Team I42W (Referee DL6MHW)

Team I43C (DJ5MW / DL1IAO)

Team I43V (K4AB / NN7CW)

Team I44B (BA1RB / BA4TB)

Team I44P (DL3ON / EI5LA)

Team I44Y (ZL3CW / VK2IA)

Team I46V (DL5AXX / DL7FER)

Team I46Y (OE2VEL)

Team I47B (M0SDV / DK6SP)

Team I47M (Referee DL8DYL)

Team I47O (Referee JK3GAD)